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AutorenbildUnkrautgourmet

Das Frauenmantele

In einem Dorf am Fuße eines Tales wohnte eine Frau. Nach einem tragischen Fuhrwerksunglück hatte sie ihren geliebten Mann verloren. Die junge Witwe verlor nie ihren Mut, denn unter ihrem Herzen trug sie ein Kind. Als dieses geboren war, arbeitete die Witwe hart, um für sich und ihre Tochter zu sorgen. In den Sommermonaten sammelte die fleißige Frau Kräuter, welche sie trocknete und auf dem Wochenmarkt verkaufte.

Als sie eines Morgens im Wald unterwegs war, traf sie ein uriges Weiblein, das in der Nähe eines kleinen Bächleins ein seltsames Kraut sammelte, das die Witwe noch nicht kannte. Sie näherte sich der alten Frau, schaute dieser über die Schultern und entdeckte etwas Lustiges. Auf den mantelartigen, haarigen Blättern tanzten kleine Wasserperlen umher. Das Weiblein sammelte diese Tautropfen in einem Behälter und pflückte dann die Blätter mitsamt den hellgrünen Blüten. Nun konnte sich die junge Frau vor Neugierde nicht mehr zurückhalten und fragte die Alte, was sie mit den Tautropfen und dem Kraut machen würde. Im ersten Moment erschrak das Weiblein, doch als sie in die Augen der jungen Witwe sah, änderte sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig und verwandelte sich in ein freundliches Lächeln. Nun erzählte die alte Frau alles über die Wirkung

dieses Krautes.

DieTropfen hießen Sintau und seien die Tränen der großen Himmelsmutter, welche über den Verlust ihrer großen Liebe weinen musste und die Tränen seien auf die Blätter dieser Pflanze gefallen. Das Kraut helfe den Frauen bei Unterleibsschmerzen und Geburten und sei eine Zauberpflanze, welche zu neuer Liebe verhelfen soll. Die Witwe hatte derWaldfrau aufmerksam zugehört. Das Weiblein nahm einige Tropfen aus dem Gefäß, tupfte es der jungen Frau auf das Gesicht, drückte ihr einige Blätter in die Hand und forderte sie auf nach Hause zu gehen.

Nachdenklich ging die Witwe einige Schritte, drehte sich nochmals um und wollte sich bei der Alten bedanken. Doch diese war wie vom Erdboden verschwunden.

Somachte sich die Frau auf den Heimweg. Als sie an den Waldrand kam, begegnete sie einem jungen Mann. Dieser betrachtete die strahlende Frau und verliebte sich augenblicklich in sie. Nach einiger Zeit heirateten sie und bekamen noch weitere drei Kinder. Sie lebten fortan glücklich bis an ihr Lebensende. Die Frau nannte das Kraut von nun anFrauenmantele, denn es hatte sich schützend wie ein Mantel über ihre neue Liebe gelegt.

Quelle:KRAEDU. RosiManggerWalder. Kräutermärchen



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